Infos aus Beckrath und Herrath

Beckrath ist ein ländliches Dorf im Stadtbezirk Wickrath der Stadt Mönchengladbach und hatte am
30. 06. 2010 = 1.283 Einwohner
31. 12. 2011 = 1.276 Einwohner
1. 10. 2013 = 1.263 Einwohner
Oktober 2016 = 1.239 Einwohner

Der Stadtteil Wickrath-West umfasst die Ortsteile Buchholz, Wickrathhahn, Beckrath und Herrath.
Einwohner gesamt: 3.501 mit 1.598 Haushalten. Leider gibt es keine detaillierte Aufstellung mehr.

Beckrath zählt mit Wickrathberg und Herrath zu den reformierten Dörfern.


Bedeutung des Ortsnamens „Beckrath“:

Die Ortsnamen auf rath (auch rode) geben uns Kunde davon, daß unsere Vorfahren, besonders zur Zeit der fränkischen Herrschaft, viel Wald gerodet und in Ackerland umgewandelt haben. Auf diesen Rodungen entstanden dann Höfe und Dörfer. Das urbar gemachte Land hieß Mark, Kamp, Acker oder Feld, die eingezäunten Wiesen nannte man Benden. Große Teile des Bruches, des Brachlandes und des Waldes blieben lange Zeit Gemeindebesitz der Dorfbewohner. Sie benutzten sie meistens als Weideplätze für ihr Vieh. In manchen Orten finden wir noch die alten Namen für die Wege, die zu solchen Weideplätzen führten, z.B. in Beckrath die Viehstraße.

Beckrath wird wohl als Rodung am Bache zu erklären sein.
Frühere Schreibweisen: Beckraidt, Beckeradt, Beckraed, Beckeroede.

Das Dorf Beckrath bestand einst aus drei von einander entfernt liegenden Teilen. In der Mitte lagen mehrere Höfe, von denen einer die „Freiheit“ hieß. Wall und Graben, die diesen Hof umgaben; sind im 19. Jahrhundert noch vorhanden gewesen.

Die Stelle, wo der untere Wanloer Weg den Weg nach Wickrathberg kreuzt, heißt noch heute „An der Wey“ (an der Weide), weil von hier der Weg zu den Viehweiden führte. Von dort nach dem Chur heiß es „Am Tömp“ (am Zipfel). Der an den Straßen nach Herrath und Venrath gelegene Teil Beckraths heißt heute noch „Am End“ (am Ende).


Stolpersteine in Beckrath

Am 25. März 2011 verlegte der Initiator und Künstler Gunter Demnig vor dem Haus „Enger Weg 1“ in Beckrath sieben Stolpersteine. Hier wohnten, bis daß sie 1941 verschleppt wurden, die Eheleute Selma und Max Liffmann, die Eheleute Herta und Albert Leven (Herta war die Tochter von Selma und Max Liffmann), sowie deren Kinder Manfred (*1933), Walter (* 1935) und Mirjam, die nicht mal ein Jahr alt war.

Die Patenschaft für Mirjam hat Eveline Hicke-Bachmann aus Rheydt übernommen. Für zwei weitere Stolpersteine übernahm Sylvia Gollers-Derks die Patenschaft. Als ehemalige Beckratherin war es ihr ein Anliegen, dieses zu tun. Die Patenschaft für die anderen vier Steine hat die Gesellschaft „Spektrum“ aus Rheydt übernommen, deren Gesellschafterin sie auch ist.

In der ehemaligen Gemeinde Wickrath wurden Stolpersteine schon auf der Quadtstraße 34 (6 Stolpersteine am 22. Dezember 2006), Trompeter Allee 22 (3 Stolpersteine am 4. April 2007) und auf der Berger Dorfstraße 27 in Wickrathberg (4 Stolpersteine am 4. September 2009) verlegt.


Der letzte Müller von Beckrath

Niersbote-Nr. 22-1998 von Willi Gilles

Die Beckrather Mühle, längst geschleift, ist nach wie vor in den Köpfen und Herzen der Menschen gegenwärtig. Das war wohl auch ein Grund dafür, daß Hans Roelen der just von ihm geschriebenen „Beckrather Chronik“ dieses Gebäude als Titelbild gab.
Jetzt rückt der letzte Müller von Beckrath, Heinrich Coenen, allgemein „Müehle Hein“ genannt, in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Am 5. Juni 1998 wurde er 80 Lenze.

Am 5. Juni 1918 wurde Heinrich Coenen in der ehemaligen Beckrather Mühle geboren. Seine Eltern waren aus Tüddern nach Beckrath gezogen. Wilhelm und Brigitte Coenen lebten in einer Großfamiliengemeinschaft und fühlten sich in ihrem Domizil wohl. Sohn Heinrich, der Altersjubilar, mußte schon als Schuljunge in der Mühle helfen. Das machte ihm Freude und beeinflußte Arbeit und Leistung als Schüler von Lehrer Purrio und später von Konrektor Anton Beeker in keiner Weise negativ. Im Gegenteil, neben Wissen lernte er in der Schule eine gewisse Anstelligkeit.

So weiß er heute noch, wie man mit wenigen Keilen und Schlägen einen riesigen Baum fällt, Wege in Gärten und Anlagen dauerhaft anlegt und manches mehr.

Nach dem Tode seines Vaters übernahm er, wie hätte es anders sein können, die nach Kriegszerstörung neu aufgebaute Mühle, die natürlich. kräftesparend elektrisch betrieben wurde. Mit Pferd und Wagen, später mit dem Traktor, fuhr Heinrich Coenen das Mehl zu den Auftraggebern. Überall wurde ein kleiner Klatsch gehalten. So war der Altersjubilar stets über alle Interna in seinem Arbeitsbereich informiert.

Seine längst verstorbene Ehefrau, Gertrud Deußen, stammte aus Oberbruch. In den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges kam sie auf der Flucht vor den einziehenden Amerikanern mit Pferden, Kühen, Wagen und mit aller Habe an der Beckrather Mühle an. Ihre Eltern baten um Quartier. Es wurde gewährt. Die Familie von Gertrud Deußen ging wenige Monate später heim. Gertrud blieb, lernte den Müller schätzen und lieben, gründete mit ihm eine Familie, in der bald Hubertine, Wilfried und Brigitte als Kinder herumsprangen und versorgt werden wollten.

Vor allem Tochter Brigitte, heute Vorsitzende des TV Beckrath, weithin bekannt mit Wohnsitz im Mühlenanbau, half ihrem Vater, der auch noch eine Landwirtschaft betrieb, gerne bei der Arbeit. Aber die Umstrukturierung des Marktes hatte in den 60-er Jahren zur Folge, daß der längst zum Meister avancierte Heinrich Coenen seine Familie aus, der Arbeit als Müller kaum noch standesgemäß „ernähren“ konnte. Schweren Herzens gab der Altersjubilar die Mühle auf und arbeitete fortan im Hauptberuf bei der Firma Trütschler bis zum 65. Lebensjahr. Das Reinigen des Saatgutes, das ihm die Landwirte brachten, behielt er bei. War Großarbeitsanfall auf diesem Gebiete, nahm er dafür bei Trütschler Urlaub.

1982 verstarb Ehefrau Gertrud. Es wurde still auf dem ehemaligen Mühlengrund, zumal alle Kinder auswärts Familien gegründet oder eine Wohnung bezogen hatten.

Kleine Landwirtschaft, Garten und Gebäude blieben dem Altersjubilar, der wegen seine Jahre nicht mehr in einem Gesangverein seine Stimme erklingen ließ.

War es Schicksal oder Zufall, daß er eines Tages so ganz nebenbei, später aber voll gezielt beobachtete, daß die in Buchholz wohnende Christine Kremer als Spaziergängerin mit Hund regelmäßig an seinem Anwesen vorbei kam und offensichtlich die herrliche Wickenhecke am Grundstück bewunderte.

Eines Tages schritt der Ex-Müller zur Tat. Er schenkte der freundlichen Frau einen Strauß schönster Wicken. Die Folge, aus Bekanntschaft wurde Freundschaft und eine Lebensgemeinschaft bis auf den heutigen Tag.

Zum Duo gehört übrigens der mehr als 90 Menschenjahre alte Mischling Timo, der sogar beim Fernsehen Familienanschluß hat.

War Heinrich Coenen über 65 Jahre seines Lebens kaum einmal aus dem Bereich Wickrath – Erkelenz herausgekommen, so faßte er eines Tages den Entschluß, mit seiner Lebensgefährtin nach Mallorca zu fliegen. Bei seiner Rückkehr meinte er zu seiner ihn am Flughafen abholenden Tochter Brigitte, die mit Ehemann Dr. Gunnar Schwieger einen Teil des Anwesens Beckrather Mühle 89 bewohnt: „Dat woer wunderbar, ech meut am levste wier enstiege on terrückfleje …“ [Das war wunderbar, ich möchte am liebsten wieder einsteigen und zurückfliegen…] Nun, das Duo verreiste noch oft. Gesundheitliche Probleme haben der Reiselust zur Zeit allerdings Grenzen gesetzt.

Heinrich Coenen reflektiert gerne sein Leben und Müller würde er immer wieder werden. So bedeutet es ihm eine Freude, in Fest-Umzügen auf einem mit einer Mühle bestückten Wagen – oft an der Seite der Ur-Beckratherin Anni Palluch (80) – als Müller in Erscheinung zu treten.

Heinrich Coenen, der übrigens einige Pfündchen abgespeckt hat, hofft sehr, daß ihn viele Gratulanten am 5. Juni in seinem Domizil besuchen und ihm helfen, alte Zeiten wieder wach werden zu lassen.


Herrath

Ehrenmal in Herrath

Herrath ist ein Ortsteil im Südwesten von Mönchengladbach und gehörte zum Stadtbezirk Wickrath

Herrath wurde als Hoerath, das heißt Rodung auf der Höhe, an der Wasserscheide von Niers und Schwalm errichtet. Weitere frühere Schreibweisen sind Heraidt und Herraide. 1975 wurde Herrath zur Stadt Mönchengladbach eingemeindet.

Die Herrather Schule wurde 1824 gebaut und 1890 umgebaut. Im März 1964 wurde der Schuldienst mit Pensionierung des Lehrers Rudolf Hildebrandt eingestellt.

Religion

Wickrathberg, Beckrath und Herrath sind im Gegensatz zum Umland evangelisch und in der evangelischen Kirchengemeinde Wickrathberg zusammengeschlossen. Der katholische Seelsorgebezirk Herrath/Beckrath gehört ebenso wie Wickrathberg zum Einzugsgebiet der Wickrather Pfarrgemeinde St. Antonius.


Stolpersteine am Emil-Esser-Platz 1

Die Bewohner des Hauses am Emil-Esser-Platz 1 waren Angehörige einer seit langem in der hiesigen Gegend verwurzelten jüdischen Familie. Es handelte sich um Familie Harf, die in Herrath Haus Nr. 47 gemeldet war, das dem heutigen Haus Emil-Esser-Platz 1 entspricht.

Albert und Adele Harf und ihren Kindern Rudi und Irene Harf wurden am 16. September 2013 vor dem Haus Emil-Esser-Platz 1 vier Stolpersteine gesetzt.